Über das Projekt


Das Projekt „Die Brixner Inschriften. Bestandsaufnahme der epigraphischen Zeugnisse des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“ ist ein erster Schritt hin zur systematischen Erfassung der Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit (bis einschließlich 1665) im Raum der heutigen Autonomen Provinz Bozen-Südtirol (Italien).

Inschriften stellen eine wichtige Quellengattung in der Geschichtswissenschaft dar, weswegen sie in der Forschung immer mehr Beachtung finden. Sie können ergänzend zu anderen Quellen, in erster Linie dem Kanzleischriftgut, nicht nur ein umfassenderes Bild historischer Begebenheiten und Persönlichkeiten bieten, sondern erweitern die Kenntnis der Geschichte durch die Zusammenarbeit von Epigraphikerinnen und Epigraphikern mit Angehörigen anderer Wissenschaftsdisziplinen um gänzlich neue Aspekte.

Gerade der geographische Raum Südtirol bietet sich durch seine Lage am Schnittpunkt verschiedener Kultur- und Sprachbereiche für eine Untersuchung an. Die Stadtgemeinde Brixen im Eisacktal, zu der neben der Stadt Brixen 21 Fraktionen gehören, nimmt aufgrund ihrer historischen Bedeutung und ihres epigraphischen Schatzes bei der Erstellung einer Pilotstudie für Südtirol eine besondere Stellung ein. Sie bietet gemeinsam mit den umliegenden Dörfern und Weilern einen Querschnitt durch eine über Jahrhunderte vom städtischen bzw. bürgerlichen Leben geprägten Kulturlandschaft in einer alpinen Übergangszone vom italienischen zum deutschen Sprachraum. Brixen weist Inschriften auf, die nicht nur dem bischöflich-kirchlichen Umfeld angehören, sondern auch vom Leben einer blühenden Handels- und Verkehrsstadt zeugen, in der sich verschiedene Einflüsse vermengten und ihre Spuren hinterließen.

Die Stadt Brixen war seit dem 10. Jahrhundert Residenzstadt des Bischofs und besitzt einen mittelalterlich geprägten und an Kulturdenkmälern überaus reichen Dombezirk sowie eine Hofburg, die heute das Diözesanmuseum und –archiv beherbergt. Der gesamte Altstadtbereich ist mit den erhaltenen Ringmauern, Laubengassen, Kirchen und Wohn- und Gewerbestrukturen ebenso reich an epigraphischen Zeugnissen wie das sakral geprägte Zentrum. Die Dörfer in der Umgebung der Stadt verfügen darüber hinaus über Kirchen, Kapellen, Bildstöcke, Hofstellen und Adelssitze, die in ihrer letzten Ausformung meistens spätmittelalterliche und frühneuzeitliche, d.h. Renaissance- und Barockformen aufweisen. Sie fallen damit in den Bearbeitungszeitraum des Editionsunternehmens und Forschungsnetzwerkes „Deutsche Inschriften“ (DI), das nicht zuletzt mit seinem wertvollen Instrumentarium für das Projekt „Die Brixner Inschriften“ Pate stand. Die DI erfassen alle Inschriften vom Frühmittelalter bis in das Jahr 1650, für Tirol hat sich das Jahr 1665 (Erlöschen der Tiroler Linie der Habsburger) als Obergrenze und Zäsur bewährt.

Jeder Auswertung von epigraphischen Zeugnissen geht eine möglichst lückenlose Erfassung und Dokumentation voran. Die Inschriften auf dem Gebiet der Stadtgemeinde Brixen wurden im Zuge des Projektes „Die Brixner Inschriften“ erstmals flächendeckend fotografiert, transkribiert und beschrieben. Dieses Projekt wurde aus Mitteln der „Projekte im Bereich der wissenschaftlichen Forschung“ der Autonomen Provinz Bozen im Zeitraum 2011–2013 finanziert. In einem zweiten Schritt werden die Ergebnisse nun in einer Online-Datenbank für alle Interessierten zugänglich gemacht.